Bergkamm des Ishizuchi mit Sven und Andre

Wanderung zur Spitze des Ishizuchisan

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht startete unser Tag mit einem Wecker um 5:50 Uhr. Wir wollten früh raus um das Meiste aus dem Tag zu holen. Es stand nämlich eine Wanderung zur Spitze des höchsten Berges in Westjapan an, dem Ishizuchisan, einer der 7 heiligen Berge Japans.

Der vermeintliche Beginn…

Dafür begaben wir uns mit dem Zug zur Station Iyo-Saijo, um von dort mit dem Bus in Richtung Inland zu fahren. Die Fahrt dauerte knapp eine Stunde und führte uns entlang eines Flusses und eines darauffolgenden Stausees in einen kleinen, fast komplett verlassenen Ort an dem sich eine Seilbahn befand, welche uns zum Beginn des Wanderpfades in Richtung Bergspitze brachte. Gegen 9:30 starteten wir auf einer Höhe von 1300 Höhenmetern und folgten einen Pfad aus Serpentinen bis wir zum Chugu Jojusha Schrein auf 1450 Metern kamen. Wir sahen uns erst einmal um ob wir hier richtig gelaufen waren und uns durch den Ort hindurch oder direkt am Anfang in ähnliche Richtung aus welcher wir kamen hätten begeben müssen um zum Ishizuchi zu kommen. Relativ schnell klärte sich dass uns der Weg hindurch führen sollte. Nachdem wir Schrein noch kurz etwas aus der Ferne betrachet hatten ging es weiter in Richtung des Berges.

…Und Der richtige Start

Es verdutzte uns ein wenig als wir den Schrein verließen und es erst einmal wieder abwärts ging. Wie es sich herausstellte war der Schrein auf seinem eigenen kleinen Berg gelegen. Etwas weiter auf dem Pfad fanden wir ein Torii, welches wahrscheinlich den Beginn des Pfades auf dem heiligen Berg signalisieren sollte. Nicht weit entfernt begrüßte uns eine Infografik welche den Verlauf und die Weite des Pfades schematisch in Relation zur Höhe gesetzt. Demnach befanden wir uns zu dem Zeitpunkt wieder auf 1300 Meter über dem Meeresspiegel und würden dann den Unterschied von 682 Höhenmetern auf einer Strecke von rund 2,6 Kilometern ausgleichen. Das klingt vielleicht nicht wirklich viel allerdings sollte sich herausstellen, dass diese Strecke uns mit Ausnahme von Sven an den Rand unserer Kräfte bringen sollte.

Infografik mit Wanderroute
Infografik mit Wanderroute

Viele, viele Stufen,…

Es folgten unzählige Stufen von natürlichen Steintreppen, in die Umgebung eingefasste Holztreppen und Brettern welche am Boden befestigt wurden. Auf dem Weg begegneten uns einige andere Wandergruppen welche den Samstag ebenfalls dazu nutzen wollten den Berg zu besteigen. Der Großteil dieser Leute trugen lange Kleidung und einen Hut, vermutlich um sich vor der Sonne zu schützen. Wir wären in Anbetracht dieser Sachen höchstwahrscheinlich sofort in Schweiß ausgebrochen und wären unter zu viel Hitze zusammengebrochen. Selbst in kurzer Hose und Shirt schwitzen wir schon ausreichend zuviel und mussten genügend Pausen einlegen um den Wasserhaushalt wieder zu korrigieren.

Wanderpfad
Stufen, stufen, Stufen

…Eine vermeintliche Abkürzung…

Nach einiger Zeit befanden wir uns vor einer Weggabelung mit zwei verschiedenen Richtungsmöglichkeiten: Der Pfad rechts von uns führte wieder über Stufen hinab, der linke bot eine Wand mit eingelassenen Ketten, welche man erklimmen konnte. In Erinnerung an die Planungsphase unserer Reise sollten diese Ketten eine Art Abkürzung welche man optional im Vergleich zum normalen Wanderpfad nehmen konnte sein. Sven war sofort begeistert und kletterte die Wand mithilfe der Ketten hinauf. Andre und ich sahen uns kurz gegenseitig in die Augen und beschlossen, dass wir vorerst genug von den Stufen hatten und begrüßten die Abwechselung mal unsere Arme etwas mehr einzusetzen. Als Sven das Ende der Ketten erreichte rief er einen altbekannten Satz zu uns hinunter welchen man desöfteren aus Filmen kennt: „Ich habe eine gute und eine Schlechte Nachricht für euch…“

Die schlechte Nachricht war, dass diese zumindest diese Kette wohl doch keine Abkürzung darstellte. Am Ende der Ketten befand sich die Spitze einer kleinen Felsformation die aus der Umgebung herausragte und nur über diese Kette und eine auf der anderen Seite angebrachten Kette erreichbar war. Wie es sich herausstellte war dieser Abschnitt quasi eine freiwillige Herausforderung an sich selbst welche wir unbeabsichtigt angenommen hatten. Die gute Nachricht überstrahlte diesen Umstand jedoch problemlos: Von diesen Felsen aus hatten wir einen wunderbaren Überblick über die Umgebung und den bereits zurückgelegten Weg und konnten ein paar schöne Schnappschüsse machen.

Gruppenfoto
Gruppenfoto auf dem Gipfel der Trial Chains

…und tatsächliche Verkürzungen

Nachdem wir die Aussicht eine Zeit lang genossen hatten und sich am Himmel langsam die Mittagssonne blicken ließ machten wir uns über die anderen Ketten hinab zurück auf den richtigen Pfad. Dieser führte uns über unzählige Stufen näher in Richtung der Spitze. Eine Weile später entdeckten wir die nächsten Ketten. Unsicher ob dies wieder eine Extrarunde bescherte kontrollierten wir die Karte nochmals und stellten fest dass dies die erste der 3 Kletterabschnitte war welche wirklich in Richtung der Bergspitze führten. Zudem war dieser Aschnitt etwas kürzer als der den wir zuerst erklommen haben also stellte sich gar nicht erst die Frage ob wir den Weg voller Stufen weitergehen oder nicht. So langsam fand ich immer mehr Spaß an der Kletterei und es war eine willkommene Ablenkung von unseren geliebten Stufen.

Diese begrüßten uns im Anschluss allerdings wieder und führten uns entlang einer sonnigen Strecke bis zu einem kleinen Rastbereich, an welchem wir eine größere Pause einlegten und eine Kleinigkeit zu uns nahmen. Frisch gestärkt kam direkt die nächste Kletterpartie. Die beiden folgenden Abschnitte waren rund 130 Höhenmeter überbrückende und etwas fordende aber sehr spaßige Passagen, welche uns an den Schrein auf der Spitze des Berges brachte. Da Sven aufgrund seiner Fitness bereits einige Zeit vor uns oben ankam entdeckte er in einiger Entfernung die richtige Spitze des Ishizuchisan. Er fragte uns ob wir im dorthin noch folgen wollen würden. Mittlerweile war es kurz nach 13:00 Uhr und ich überlegte kurz da ich schon etwas erschöpft war, entschied mich im Endeffekt aber dafür diese kleine Kletterpartie noch mit zu absolvieren, schließlich bietet sich nicht jeden Tag die Gelegenheit für ein solches Unterfangen!

Die Spitze

Das aufregendste an diesem letzten Abschnitt war der Umstand, dass es keinerlei Absicherungen gab. Wir kraxelten über den Bergkamm und mussten eine geeignete Route finden um sicher an unseren Zielpunkt zu kommen. Da bereits einige diesen Weg beschritten haben gab es sogar schon kleinere Markierungen zur Hilfestellung. nach rund 25 Minuten erreichten wir den Gipfel und genossen einen sagenhaften Ausblick in die malerische Landschaft welche uns umgab. Schon jetzt wird dies wahrscheinlich einer meiner Höhepunkte der gesamten Reise sein, soviel steht fest.

Bergkamm des Ishizuchi mit Sven und Andre
Bergkamm des Ishizuchi mit Sven und Andre im Hinntergrund

 Der Abstieg

Da uns die Zeit etwas im Nacken hing beschlossen wir nach einer kleinen innerlichen Siegesfeier nicht zuviel Zeit zu verlieren und den Abstieg zu beginnen um die letzte Möglichkeit zurück in Richtung Saijo in Form eines Busses wahrnehmen zu können. Wie wir nämlich festgestellt hatten fuhr dieser zum letzten Mal irgendwann nach 17:00 Uhr, die genaue Uhrzeit wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Aufstieg hatte 4,5 Stunden gedauert wodurch wir erst gegen kurz vor 2 mit dem Abstieg beginnen konnten. Somit blieben uns nur knapp 3 Stunden um die gesamte Strecke nochmals in umgekehrter Richtung unter Einfluss einer immer größer werdender Erschöpfung zu absolvieren.

Zwar geht es bergab generell schneller als bergauf allerdings ist dies meiner Meinung nach deutlich anstrengender. Die Tatsache, dass wir keine Wanderschuhe oder sonstiges Wanderequipment mit hatten machte es nicht unbedingt einfacher. Wir bissen die Zähne trotzdem zusammen und setzten uns in Bewegung. Nach einiger Zeit hängten Andre und Sven mich ab und ich wanderte ein kleines Stück der Strecke allein. Dabei wurde ich unterwegs von ein paar Wanderern angehalten welche sich Sorgen um meinen einen Fuß machten, da ich mir anscheinend einen meiner Haken aufgerieben hatten. Sie boten mir eines ihrer Pflaster an welches ich höflicherweise annahm obwohl ich ehrlicherweise darauf verzichten hätte können da ich die Wunde selbst nicht einmal bemerkt hatte. Trotz vorhandener Sprachbarriere gelang der Versuch ihnen zu versichern dass alles soweit in Ordnung und ich bedankte mich nochmals für ihre Hilfe. Die Japaner sind schon ein sehr freundliches zuvorkommenes Völkchen.

Kurz daraufhin stieß ich zu meinen Wanderkumpanen und wir bezwangen das letzte Stück des Weges relativ problemlos und kamen gerade rechtzeitig, um eine Gondel hinab ins Tal nehmen zu können. Hätten wir diese verpasst, säßen wir wahrscheinlich jetzt immer noch dort fest oder hätten eine horrende Summe für eine Taxifahrt ausgeben müssen, um wieder zurück nach Saijo und somit in die Reichweite der Bahnlinien zu kommen. Unser Zug fuhr wenige Minuten später auch schon ab und wir kamen gegen 19:00 Uhr endlich wieder im Hotel an.

 

3 comments on “Wanderung zur Spitze des IshizuchisanAdd yours →

  1. Konnichiwa, Patrick-Chan,
    Dein Reisebericht liest sich ganz gut ^-^
    Aber warum zur Hölle habt ihr bei diesen Touren keine Wanderschuhe dabei o_O
    Scheint ja doch etwas schwieriger zu sein. Also kauf dir mal was 😉
    Ich wünsch euch noch viel Spaß in Nippon, mach viele Fotos 😉 die will ich dann auch sehen. Also mal einen kleinen Multimediavortrag ausarbeiten, wenn ihr wieder da seid 😀

    Sayonara
    Florian-San

    1. Ich hab schon welche, wir hatten nur überlegt ob es sich lohnt das zusätzliche Gewicht für einen Tag mit einzuplanen oder nicht und hatten uns dagegen entschlossen.;)
      Ich hab schon ein paar Fotos gemacht aber viele sind nicht so gut geworden als das es sich lohnen würde diese anderen zu zeigen. Aber wir können gerne im Anschluss nochmal so drüber quatschen. ^^

  2. Hallo Patrick, wir sind ganz begeistert von deinen Schilderungen.da hattet ihr euch ja eine Extremtur vorgenommen, weiterhin viel Spass von Oma und Opa

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