Ein neuer Tag und die nächste Bergwanderung steht frisch erholt an.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, ging es für uns alle um 08:29 Uhr mit der Ban-Etsusai-Line Richtung Westen an den Inawashiro-See. Geübt zogen wir unsere SuICa-Karten am Eingangsbereich durch und setzten uns in den Zug. Unsere Fahrt dauerte gut 40 Minuten und während André und Philipp eine Station früher, an der Inawashiro Station, ausstiegen, blieben wir noch ein paar Minuten länger und stiegen dann an der Station Okinashima aus. Was uns überraschte: Der Bahnhof war so klein dass es keine Möglichkeit gab, mit der SuICa-Karte auszuchecken. Wir suchten alles am Bahnhof ab aber fanden keine Option dafür, so dass wir entschlossen hatten, das Problem auf Abend und die Rückfahrt zu verlagern.
Okinashima Station bis Okinashima Trailhead
So begannen wir also nach einer kurzen Vorbereitungsphase (Sonnencreme plus Oberteil-Wechsel) unsere Wanderung. Doch zuerst mussten wir bis zum Trailhead kommen. Dafür ging es für knapp 6 Kilometer durch den Ort und entlang von Feldern, während es langsam bergauf ging. Wenig Schatten und pralle Hitze sorgten dafür, dass sogar Sven anfing zu schwitzen. Als wir am Waldesrand ankamen, sollte es einen Weg geben, welcher die Serpentinen der Straße abkürzt, allerdings konnten wir aufgrund der dichten Vegetation keinen Weg ausmachen, so dass uns nur die Straße blieb.
Gegen 10:45 Uhr kamen wir beim Trailhead an. am Eingang befand sich ein Briefkasten, in welchem Ausfüllbögen für Wanderer vorzufinden waren, ähnlich den Zetteln, wie wir sie schon vom Nantai-San kannten. Diese unterschieden sich allerdings darin, dass am unteren Rand dank Perforierung ein Zettel abgetrennt werden konnte, auf welchen die finale Ankunftszeit vermerkt und am Zielbriefkasten eingeworfen werden konnte. Wir füllten den Zettel aus und machten uns dann gegen 11:00 Uhr auf, die tatsächliche Wanderung zu beginnen.
Okinashima Trailhead bis zum oberen Ende des Ski-Gebiets
Was vor uns lag, waren knapp 4 Kilometer und 1000 Höhenmeter bis zu Spitze des Bandai-San (1.816,29 Höhenmeter). Es ging mit moderater Steigung durch den Wald aber dank der Wanderstöcke ging es zügig voran. Bereits auf den ersten 500 Metern Strecke kamen uns zwei ältere Japaner entgegen, welche sich schon wieder auf dem Abstieg befanden. Ich fragte mich mal wieder, wann diese wohl gestartet sein mögen, dass sie uns so früh entgegen kamen. Man grüßte sich kurz und dann ging es weiter. nach den 500 Metern ging es einmal quer über die Skipiste um dann auf der anderen Seite wieder inmitten des Waldes weiter hinaufzusteigen.
Die Skipiste an sich war überwuchert mit Pflanzen, und wie wir später feststellen sollten, scheint diese nicht mehr in Benutzung zu sein, da die Skilifte ziemlich baufällig waren. Wir teilten uns die Strecke entlang des Skigebietes in zwei Abschnitte ein welche wir ohne größere Probleme hinter uns brachten. am oberen Ende machten wir einen kurzen Abstecher zu dem dort befindlichen Skilift und konnten diesen von nahem betrachten. Das Bauwerk war ziemlich marode, so dass Vorsicht geboten war um nicht direkt herunter zu stürzen.
Nach unserer kurzen Erkundungs-Tour Pause hieß es für uns jetzt den zweiten Teil der Strecke in Angriff zu nehmen, diese sollte nochmal um einiges steiler sein als der erste Part und das merkte man auch. Man musste viel häufiger von Stein zu Stein klettern und von den Wanderstöcken Gebrauch machen. im ersten Drittel der Strecke kamen uns wieder zwei ältere Damen entgegen, welche uns sagten, dass wir aufpassen sollten da es ab jetzt noch steiler werden sollte. Gesagt getan schritten wir vorsichtig voran und kurz danach kam tatsächlich ein Punkt auf der Strecke, an welchem man mithilfe eines Seils steile Steine hinaufklettern musste. Wenn man dort abrutschen würde, würde man eine ganze Weile runterfallen und man wäre sich nicht sicher, ob man wieder auf den Trail kommen würde, ganz zu schweigen die Verletzungen, welche man davontragen würde.
Mittlerweile war das Dickicht so dicht, dass man teilweise gefühlt durch Pflanzentunnel wanderte. Ab und an brach die Decke allerdings auf, und man hatte einen Super Ausblick auf den Inawashiro See und das umliegende Land. Das Gefühl, was dabei ausgelöst wird, ist schwer zu beschreiben und kommt auf Bildern nicht mal ansatzweise rüber aber jeder, der gerne solche Wanderungen macht und diese Ausblicke erlebt weiß, wie gut sich der Ausblick anfühlt.
Auf ungefähr der Hälfte des Trails kam uns noch ein hoch motivierter jüngerer Japaner entgegen, mit welchem wir uns kurz unterhielten. Dies sollte der letzte Wanderer sein, welchen wir im Verlauf des Tages sehen werden. Bis hierhin war das Wetter durchweg sonnig und wir waren dankbar für jeden schattigen Abschnitt auf dem Trail doch es bahnten sich Wolken an, die schnell aufzogen. Wie sich herausstellte kam uns dass allerdings gelegen, dann die Vegetation wurde immer weniger, unser Pfad klarer erkannbar, bis schließlich das letzte Stück nur noch Felsen waren, an deren Rändern ein kleinere Pflanzen, darunter sehr viele Erdbeeren, wuchsen.
Um 15:00 Uhr kamen wir schließlich inmitten der Wolken nach 4 Stunden auf der Spitze des Bandai-San an und machten eine kurze Pause um etwas zu essen und zu trinken. Diese Pause war nicht ganz so lang, da wir bereits auf dem Weg regelmäßig Pausenzeiten einlegten, um unsere Muskulatur zu schonen.
Abstieg bis zum Inawashiro Skigebiet
Da der Ausblick aufgrund der Wolken nur bedingt gut war verblieben wir nicht allzu lang auf der Spitze zu mal der Abstieg nochmal um einiges mehr Strecke sein sollte als unser absolvierter Aufstieg. Das Gefühl, inmitten der grauen Regenwolken allein auf dem Berg zu wandern ist allerdings auch eine Erfahrung, welche ich bislang noch nicht machen konnte.
Was uns schnell klar wurde war die Tatsache, dass der Abstiegsweg um einiges mehr bewandert wird als unser Trail vom Okinashima-Trailhead. die Wege waren um einiges ausgetretener und teilweise gab es sogar Treppenstufen aber man merkt, dass alle anderen Trails dort zusammenlaufen, einen Ring bilden, welchen man entlang wandern kann und das letzte Stück zur Spitze für alle gleich ist. Als wir dieses absolvierten kamen wir an besagtem Ring an und entdeckten eine kleine Hütte und einen älteren Herren, bei welchem man wohl Vorräte hätte kaufen können. Als er uns erblickte zeigte er nur auf den Himmel und meinte „Ame“, was japanisch für Regen ist. Bislang kam noch kein Tropfen runter allerdings rechneten wir halb damit dass es irgendwann innerhalb der nächsten Stunde gegebenenfalls zu regnen beginnen würde.
Unser Ziel für den Abstieg war der Inawashiro Trailhead weiter östlich, von welchem wir zurück zur Inawashiro Station wandern würden. Die Wege waren bedeutend flacher als auf dem Aufstieg so dass wir sehr gut Strecke machen konnten. Bei der Vorstellung, dass man die Wanderung umkehren würde und erst diesen entspannten Part für den Aufstieg und dann den steilen Part für den Abstieg nehmen würde überkam uns ein kleiner Schauer, da es unserer Meinung nach um einiges anstrengender wäre.
Die grauen Wolken zogen zügig weiter, so dass es tatsächlich auch wieder ein wenig aufklarte und wir einen Ausblick auf den Akimoto See bekamen. Der weitere Weg war teilweise komplett eben, so dass wir sehr zügig vorankamen. wir machten eine kurze Pause zwischendurch und zogen dann weiter, bis wir nach einer kurzen Abstiegspassage am oberen Ende des Inawashiro-Ski-Gebietes ankamen.
Inawashiro-Skigebiet bis zur Inawashiro Station
Laut Karte sollte es serpentinen-mäßig runtergehen allerdings war alles so überwuchert, so dass es nur einen Weg gerade herunter gab, welcher etwas ausgetreten war.
Unsere Motivation für diese Art von Abstieg hielt sich in Grenzen aber da es keine Alternativen gab gingen wir weiter. Pausen waren nicht möglich, da es überall Mücken gab, welche uns stechen wollten. Als wir am unteren Ende ankamen wurden wir mit einem kleinen Camping-Gebiet überrascht, auf welchem tatsächlich gerade Leute am Grillen waren. als wir an ihnen vorbei liefen kamen wir kurz ins Gespräch und die jungen Leute waren sehr überrascht, dass wir noch bis zur Station laufen wollten. Scheinbar wäre ihnen dieser Weg zu Fuß zu lang, aber für uns waren das lediglich noch 5 km mehr Strecke auf unser ohnehin schon recht langen Route. Den Trailhead hatten wir allerdings nicht gefunden so dass wir unseren End-Zettel nicht einwerfen konnten. Mal sehen, ob sich später jemand bei Sven per Telefon melden wird…
Gegen 18:30 Uhr machten wir uns nach einer kurzen Pause auf den Weg zur Bahnhofsstation. Die Dämmerung setzte langsam ein und wir waren froh bereits wieder in der Stadt zu sein, wo es zumindest etwas Beleuchtung gab. nach den letzten Metern bergab hieß es für gute zwei Kilometer auf einer Straße durch Reisfelder im Dunkeln zu laufen bis wir endlich am Bahnhof ankamen.
Nun hieß es herauszufinden, was wir mit unseren SuICa-Karten machen mussten. Sven versuchte erst, sich an der Station auszuchecken aber der Automat meldete sich nur mit einem Fehler und der Aufforderung, sich in einem Office zu erkunden. Das Einchecken war auch nicht mehr möglich, sodass er sich schließlich ein Ticket zog. Ich nutze für die Reise meine zweite SuICa-Card auf dem Iphone.
Als wir gegen 20:35 Uhr in Kōriyama ankamen, machten wir uns dort zum dortigen JR Office und Sven erklärte den Umstand, so dass wir dann dort vor Ort quasi die Fahrt von heute morgen bezahlt haben und somit die Karten wieder nutzbar sein sollten.
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